Austrian Club Champion 2023 & 24

Do you have a coach? – No! Aber wir gewinnen trotzdem… fast!

21.08.2025

Michi Handler-Hollaus, am 21.8.2025

Am Mittwoch, den 20.8.2025 in aller Früh brechen Sarah Kastenberger und ich als Seed #3 der Reserveliste zum Future in Brno (Tschechien) auf. Was wir beim Start noch nicht wissen: während der Anreise werden zwei Startplätze in der Quali frei – unsere Chancen stehen also ganz gut, da wir nach zwei tschechischen Teams das erste ausländische Duo sind, das nun eigentlich nachrücken sollte.

Und tatsächlich: Wir sind dabei! Man freut sich einfach so extrem, wenn sich der weite Weg gelohnt hat und einem bei der Akkreditierung gesagt wird, dass man mitspielen darf. Für Sarah ist es das erste Mal bei einem Future und für mich das erste als fixes Team. Wir sind super happy und voller Vorfreude auf den nächsten Tag.

Am Donnerstag in der Früh um 09:00 treten wir dann gegen Seed #3 der Quali, das tschechische Team Frommova/Marcelova, an. Nach einer kurzen Verwirrung (wir dachten wir spielen am Court 5), schlagen wir schließlich am Center Court auf. Allein dieser Moment – die Stufen in den noch recht leeren Centrecourt Hexenkessel hinunterzugehen, die Atmosphäre, dass Setting – ist schon ein Erlebnis. Der tschechische Coach macht bereits professionell die Gegnerinnen warm. Wir lassen uns davon nicht beeindrucken und gehen selbstbewusst unserer Routine nach. Am Vorabend hatten wir die Gegnerinnen gut analysiert, ihren 5. Platz beim Mevza in IBK im Kopf und unseren Game Plan bereit.

Wir gehen zum Ball und merken, der Touch ist da. Ein Schmunzeln huscht über unsere Lippen, wir wissen, wir sind gut drauf. Davon, dass wir beim Einschlagen stets um unsere 2 mitgebrachten Bälle laufen müssen, lassen wir uns nicht beirren. Als die 1. Schiedsrichterin fragt “Do you have a coach?“, müssen wir natürlich verneinen. Während der tschechische Coach unterdessen sein Team nicht nur im K1 optimal vorbereitet, sondern es auch in der Defense fordert und ihnen Calls gibt, welche Schläge er aus der Transition sehen will, laufen Sarah und ich den ungewohnt riesigen Centrecourt ab, um unsere 2 mitgebrachten Bälle wieder einzusammeln, bevor die Ballkinder am Court eintrudeln. Während wir also immer 2 Bälle einschlagen, machen sie die doppelte Anzahl an Bällen, bis wir wieder retour gejoggt kommen.

Und so treten wir beim Einspielen ohne Trainer:in zwar etwas weniger professionell auf, wissen aber genau, dass wir das spielerisch nicht sind. Nach einem 0:3 Start für die Anderen, haben wir das dann auch verkraftet, können beide unsere Form auf den Platz bringen, ein sehr solides und freches Spiel abrufen und prompt den 1. Satz gewinnen. Im 2. sind alle Elemente leider etwas weniger aggressiv und wir müssen diesen abgeben. Im 3. kommen wir sofort stark zurück, spielen einige kreative Kombis und ein paar Frechdachsbergerbälle (Name Credit geht raus an Tobi und Luke bzw. Sand im Ohr), führen schnell 6:3 und später sogar 9:6. Dass es dann mit 15:13 wieder denkbar knapp gegen uns ausgeht, muss nun erstmal verarbeitet werden.

Natürlich schmerzt das. Auf der Tribüne sortieren wir im Anschluss nicht nur unsere Sachen, sondern auch unsere Gedanken: Wir wissen, was gut war, was gefehlt hat und auch woran wir arbeiten müssen. Unsere reflektierte Art hat uns immerhin weit gebracht. In diesem Moment nimmst du peripher aber auch den Court wahr, wo die nächste Partie schon im Gange ist. Eigentlich willst du gar nicht zusehen, denn jeder schlechte Touch frustriert dich nun besonders, da du eben ausgeschieden und meilenweit von zuhause weg bist.

Und plötzlich fällt dir abgesehen von dem schlechteren Spielniveau im Vergleich zu unserem Spiel noch ein feiner Unterschied auf: die Teams wirken zwar weniger professionell, haben aber alle Coaches dabei. Wir schauen uns kurz an und wissen sofort, dass wir dasselbe denken: Wir brauchen auch einen Coach!

Kurz überlegen wir, ob wir eine Nachricht verfassen wollen, um jemand zu kontaktieren, der diese offene Stelle einnehmen könnte, aber dann einigen wir uns darauf: „Wer soll das zahlen? Lass uns dann im Zug weiter überlegen.“ …

 

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